Qualität in der Medizin ist ein komplexes Thema, das der Fachmann nicht auf ein paar einfache Messparameter reduzieren wird. Ohne einen Blick auf patientenrelevante "harte" Endpunkte und auf die Morbiditätsstruktur der Patientenpopulation bleibt eine Bewertung immer unvollständig. Dazu kommt, dass ein "weicher" Faktor wie die vom Patienten empfundene Betreuungs- und Versorgungsqualität mit ihrem eventuellem Einfluss auf den Gesamt-Outcome sowohl hinsichtlich Lebensqualität als auch Lebenserwartung sich einer simplen Betrachtungsweise völlig entzieht. Dabei kann ihre Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Zur professionellen Verantwortung gehört es aber, nicht nur zu glauben, gut zu arbeiten, sondern das eigene Tun selbstkritisch zu überprüfen. Dafür sind reproduzierbare Messparameter notwendig, die Bewertung und Vergleichbarkeit ermöglichen. So haben wir in unserem Zentrum schon seit etwa 1990 systematisch wichtige "harte" Endpunkte wie Mortalität, Transplantationsaktivität, Morbidität mit Anzahl stationärer Einweisungen und Dauer stationärer Aufenthalte erfasst und dies im Lauf der Jahre weiter ausgebaut. Die Einführung der Qualitätssicherungsrichtlinie in der Dialyse haben wir daher begrüßt (auch wenn der damit verbundene administrative Aufwand erheblich ist), da jetzt auf einfache Weise ein Vergleich mit externen Daten zumindest bei einigen ausgewählten Parametern möglich ist.
Mit den 2014 eingeführten Neuerungen in der Berichterstattung beenden wir bis auf weiteres die Offenlegung unserer Ergebnisse. Wir tun dies zum Einen, weil der Aufwand noch einmal größer geworden ist und zum Anderen hautpsächlich deswegen, weil nach unserem Eindruck die QS-Daten als Alibi-Feigenblatt herangezogen werden können, die relevanten Qualtitätsverschlechterungen durch die massiven Kostenabsenkungen zu überdecken. Wenn weniger Krankenschwestern mehr Patienten betreuen und sonstiger pflegerischer oder betreuerischer Aufwand heruntergefahren wird, schlägt sich das in den QS-Daten nicht nieder und man kann so tun, als sei nichts gewesen. Das halten wir nicht für richtig.